Neuer Blog des ARD-Hauptstadtstudios: Macht euch mal locker!

Die Öffentlich-Rechtlichen versuchen es wieder „crossmedial“. Leider passen hippes Bloggen und die steife „Tagesschau“ nicht zusammen.

Screenshot vom Blog des ARD-Hauptstadtstudio. Darauf Korrespondent Peter Dahlheimer vor dem Kanzleramt

Mann vor Kanzleramt. Öffentlich-rechtliches Bewegtbild 2.0 Screenshot: ARD

„Crossmedial“ heißt die aktuelle Powerfloskel in der Medienwelt, sie ist das neue „Output-orientiert“, wenn es darum geht, Innovation zu suggerieren.

Muss sich auch das ARD-Hauptstadtstudio gedacht haben, das gestern mit einem eigenen Blog ans Netz gegangen ist. Man ergänze die lineare Fernsehberichterstattung mit „netzaffinen Blogformaten“ versprach man dazu per Pressemitteilung – und zwar „manchmal auch mit einem Augenzwinkern“. Oho!

Klingt überraschend jung und frisch für die ARD, die ja sonst eher für ihren Stock im Arsch bekannt ist. Einziges Problem: Es mag nicht so recht funktionieren. Denn „crossmedial“ heißt eben nicht bloß „Fernsehen – jetzt auch online“. Die gemeine Social-Media-Nutzerin stellt ganz andere Ansprüche an Bildsprache und Schnelligkeit als der durchschnittliche 20-Uhr-Fernsehzuschauer.

Der Blog kommt zwar erst mal fresh und bunt daher – klickt man aber auf die Videobeiträge, dann folgt dieselbe Stocksteifheit, die man von der „Tagesschau“ kennt.

Korrespondent Peter Dahlheimer sitzt da bewundernswert bewegungslos vor dem Kanzleramt – das naturgemäß ebenfalls bewegungslos ist – und kommentiert in klassischer öffentlich-rechtlicher Tonalität: Stimme rauf, Stimme runter, Stimme rauf, Stimme runter, die Youtube-Gemeinde hat im dritten Schachtelsatz das X geklickt, wenn sie nicht vorher eingedöst ist.

Das kann leider auch das Video von einem Schafbock mit hohem Flauschfaktor nicht ausgleichen.

Liebes ARD-Hauptstadtstudio, für den Anfang schon mal gut, aber jetzt macht euch mal locker, dann klappt’s auch mit „crossmedial“.

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